Der Mühlkanal durch die Burg

Der versierte Kenner der Burg Wersau weiß schon lange, dass der Mühlkanal der späteren Mühle sich mitten durch die ganze Anlage zog und wahrscheinlich von Anfang an durch die Burg floss. Derlei gibt natürlich zu Fragen Anlass, zum Beispiel wie man eine Anlage, die zur Verteidigung dient mit einem durchlaufenden Gewässer versehen kann ohne die Verteidigung zu erschweren. Es gibt mehrere Möglichkeiten dies zu erklären. So wissen wir bereits, dass die Mühle erst in der frühen Neuzeit entstanden ist. Eventuell war der spätere Mühlbach zunächst nur der Zufluss für den Burggraben, der sich um die Kernburg zog. Dieser scheint anfänglich von erheblicher Breite gewesen zu sein, wie die Grabungen im entsprechenden Teil der Burg nahelegen. Was unsere Burg, zumindest im Mittelalter, ganz nebenbei zu einer Wasserburg machen würde, was bei Niederungsburgen aber durchaus üblich war.

Spolienstein auf Balken mit Eisendorn. Vermutlich Kanalgitter.

Tatsächlich sind bei den letzten Grabungen Hinweise auf genau ein solches Gitter aufgetaucht. Wie bereits vor einigen Wochen berichtet, war beim Ausheben vor der alten Wehrmauer eine sogenannte Spolie aufgetaucht, ein in Stein gehauener Vorsprung.

Wie sich herausstellte steht dieser genau über einem Balken, an dem sich auf beiden Seiten ein eiserner Dorn befindet, der in den Balken eingelassen wurde. Das könnten einmal die unteren Befestigungen für eine Eisengitter gewesen sein, dass den Mühlkanal unzugänglich hielt.

Natürlich sollte zu der Zeit an dieser Stelle auch eine Mauer gewesen sein, die Heute nur noch auf einer Seite zu sehen ist, während die Mauer im Bild Links späteren Datums ist.

Der Boden des Mühlkanals
Links die ältere Wehrmauer, die wohl den ganzen Bereich überspannte und den Mühlkanal abdeckte. Die Mauer weiter hinten im Bild ist tatsächlich erst später angelegt.

Wieder haben wir der Burg eines Ihrer Geheimnisse entrissen und der Nebel über der Geschichte lichtet sich ein kleines Stück weiter.