Die Geschichte der Burg im zeitlichen Überblick
Hier zeigen wir den Ablauf und wichtige Punkte während der Zeit der Burg Wersau. Die Liste ist natürlich nicht vollständig und wird laufend erweitert.
Wann genau die Burg Wersau gebaut wurde, ist nicht bekannt. Die ältesten archäologischen Funde der Burg stammen aus dem frühen 13. Jahrhundert, darunter Keramik und Holzfundamente einer Brücke im Burggraben. Die Burg dürfte zu dieser Zeit vermutlich nicht mehr als ein befestigtes Herrenhaus oder ein Turmbau gewesen sein.
Der erste schriftlich überlieferte Bewohner der Burg ist Eberhard II aus dem Geschlecht von Hockenheim. Das Geschlecht lässt sich in der näheren Umgebung Reilingens bis in die Mitte des 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Eberhard II wird 1236 Schenk zur Wersau. Die Schenken zu Wersau versorgten den Hof des Pfalzgrafen in Heidelberg mit Gütern und verwalteten die zur Burg Wersau gehörenden Ländereien.
Die erste urkundliche Erwähnung ist ein Verkauf: Die Burg Wersau geht von Eberhard III an den Pfalzgrafen Ludwig II, der die Burg fortan als Lehensgut des Bistums Speyer verwaltet. Die Burgherren nutzen die Wersau um Straßenzölle zu erheben und lagern zahlreiche Güter in der als Kellerei genutzten Burg.
Die Wersau wurde vermutlich im 14. Jahrhundert mit Befestigungsmauern aus Ziegelsteinen ausgebaut. Da der Boden sehr weich ist, ruhte das Fundament auf breiten Holzrosten um das Absacken der Mauern zu verhindern. Ein weiterer Ausbau erfolgte dann vermutlich erst wieder im 16. Jahrhundert mit großen Quadersteinen.
Die Universität Heidelberg wird mit der Übergabe einer päpstlichen Bulle an den Kurfürsten auf der Burg Wersau gegründet. Eine päpstliche Bulle ist eine Urkunde, die wichtige Erlasse des Papstes verkündet.
Nicht nur der Papst verfasste Bullen: Die wohl bekannteste Bulle ist die Goldene Bulle. Durch sie wurden die Pfalzgrafen offiziell zu Kurfürsten. Als wichtigstes Grundgesetz im Heiligen Römischen Reich regelt die Bulle vor allem die Wahl des Königs und Kaisers durch die Kurfürsten. Der Text wird 1356 von den Kurfürsten und Karl IV in Nürnberg verfasst und mit dem namensgebenden Siegel aus Goldblech versehen.
Im April und Mai 1453 erobern die Osmanen Konstantinopel und besiegeln so den Untergang des Oströmischen Reiches. Die Eroberung ist eines der Ereignisse, die den Übergang vom europäischen Mittelalter in die Renaissance markieren. Wenige Jahre später entdeckt Kolumbus Amerika. Erst mit seiner dritten Reise erreicht er 1498 in Venezuela das Festland von Nord- und Südamerika. Im Jahr 1517 startet Luther die Reformation. In 96 Thesen kritisiert er vor allem den Ablasshandel der katholischen Kirche. Er glaubte, dass man sich nicht von seinen Sünden freikaufen könne. Wichtig sei die innere Reue der Christen für ihre Sünden.
Nach der Schlacht von Seckenheim musste der Bischof von Speyer die Burg mit Ländereien und Bediensteten an den Kurfürsten Friedrich I abgeben. Mit der Burg gingen auch die Rechte Zölle zu erheben, und andere Einnahmequellen an den Kurfürsten. Dieser nutzte die Burg Wersau dann vor allem als Jagdschloss und Kellerei.
In der Schlacht überraschte Friedrich I die Truppen des Kaisers im Süden von Seckenheim und besiegte sie. Friedrich I war der Bruder des verstorbenen Kurfürsten. Als Bruder durfte er das Reich nur bis zur Mündigkeit von Philipp, dem Sohn des Kurfürsten, verwalten. Friedrich I adoptierte deswegen Philipp und begründete damit sein Recht auf den Titel. Der Kaiser erkannte dieses Recht nicht an – im Gegensatz zu den Kurfürsten und dem Papst. Da er sich politisch nicht durchsetzen konnte, rief der Kaiser den Reichskrieg gegen Friedrich I aus.
Auf dieser kurpfälzischen Wildbannkarte ist neben Reilingen die Burg Wersau abgebildet. Allerdings sind nur die Türme zu sehen, der Rest wird vom Wald verdeckt.
Eine Wildbannkarte zeigte Jagdgebiete, die dem Herrscher vorbehalten waren. Durch die Zahlung von Wildgeld durften aber auch andere Leute dort jagen.
Ab wann genau die Mühle auf der Burg Wersau betrieben wurde, ist bisher noch unklar. Schriftliche Belege für die Mühle gibt es ab 1596. Die Archäologen schätzen, dass die Mühle schon früher betrieben wurde. Sie analysierten das hölzerne Fundament des Mühlkanals und datierten die Funde auf 1567.
Der Dreißigjährige Krieg ist vor allem wegen seiner langen Dauer und den zahlreichen zivilen Opfern bekannt. Er dauerte von 1618-1648. Hungersnöte und Seuchen töteten in manchen Gebieten mehr als 75 Prozent der Bevölkerung. Im Krieg mischten sich Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten mit einem Kampf um die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich.
In den frühen Jahren des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg Wersau von den berüchtigten Mansfelder Truppen zerstört. Die Truppen des Söldnergenerals Ernst von Mansfeld verwüsteten während des Krieges viele Orte in der Pfalz und Südhessen.
Der Keller Ezechias Meiß verfasst einen Bericht über den Zustand der Burg nach den Zerstörungen im Krieg. Ein Keller oder Kellner ist in etwa das Gleiche wie ein Schenk – ein niedriger Adeliger, der eine ihm zugewiesene Kellnerei verwaltete. Der genaue Zustand der mindestens 24 Gebäude wird nicht genannt. Die Aufzählung liefert trotzdem wichtige Informationen, da sonst nur wenig über die Burg bekannt ist. Vieles wurde wohl nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wiederaufgebaut.
Der Keller Johann Ludwig Meiß berichtet von der Zerstörung des Dorfs Reilingen und von verjagten Bauern. Zusätzlich werden neue Mühlen in der Umgebung gebaut. Deshalb bezeichnet der Keller den Nutzen der Mühle als gering.
Auf dieser Karte der Festung Udenheim (später Philippsburg) ist die Burg Wersau als intakte Burg eingezeichnet.
Der pfälzische Erbfolgekrieg wurde vom französischen König Ludwig XIV. provoziert und dauerte von 1688-1697. Der Krieg war eine Folge der Reunionspolitik von Ludwig XIV., mit der er die Annexion von Territorien des Heiligen Römischen Reichs erreichen wollte. Dazu gehörte beispielsweise das Elsass. Zu Beginn spielte sich der Krieg großteils in Südwestdeutschland ab. Dabei verwüsteten französische Truppen große Teile der Pfalz und sogar große Städte wie Heidelberg oder Speyer. Später weitete sich der Krieg auf andere Teile Europas aus.
Im pfälzisch-französischen Erbfolgekrieg wurde die Burg Wersau mehrfach von französischen Soldaten angegriffen und zerstört. Fast immer ist dabei die Mühle betroffen, aber auch Stallungen und Kellerei brennen 1698 komplett ab. Auch nach dem offiziellen Ende des Krieges zerstören französische Truppen Teile der Burg.
Ein Grundrissplan zeigt das gesamte Areal der Burg Wersau. Der Plan bietet eine Übersicht zur Lage der einzelnen Gebäude und dem Verlauf des Mühlkanals.
Nach den Zerstörungen berichtet der Keller Schreiner über den Zustand des Schlosses, das mittlerweile bis auf das Fundament komplett aus Backsteinen besteht. Ein großes Kellergewölbe zieht sich durch das halbe Schloss. Flankiert wird das Gewölbe von Türmen, von denen einer ein tiefes Gefängnis beinhaltet.
Der Baumeister der Kurpfälzischen Behörden Raballiati untersucht die Verwendbarkeit der Steine der Schlossruine am 26.7.1762. Dabei handelt es sich um die letzte Erwähnung der Wersau als Burg. Danach wird sie teilweise zum Abriss freigegeben und die Dorfbewohner durften sich am Material der Wersau bedienen. So finden sich heute Steine der Wersau unter Anderem in der Friedhofsmauer des Reilinger Friedhofs. Die äußere Backsteinmauer der Burg blieb vorerst bestehen.
Die Schloss-Mühle wird weiterhin betrieben und später nochmals umgebaut. Es kommt zur Verlegung des Kraichbachs und zum Bau eines neuen Mühlkanals. Der Grundstein der neuen Mühle stammt aus dem Jahr 1869. Insgesamt wurde die Mühle dann bis 1959 betrieben, das Gebäude bleibt noch bis 2014 bestehen.