Detektive mit dem Spaten

Dies ist der Titel eines Buches aus den 80er Jahren. Und der passt sehr gut zu den letzten Entwicklungen auf der Burg Wersau. Wie vor einigen Wochen beschrieben haben wir auf einer gepflasterten Fläche ein Gefäß gefunden, wie unten im Bild angezeichnet.

Der rote Kreis bezeichnet die Stelle des Gefäßes.

Das Gefäß ist da bereits zum Schutz abgedeckt und man sieht nur eine Plastikabdeckung. Es wurde nun geborgen und hilft bei der Datierung des Pflasters. Wie das geht, wollen wir hier erklären.

Bei der Freilegung stellt sich heraus, dass wir es mit einem Tongefäß zu tun haben, das auf der Außenseite mit drei Beinchen versehen ist, sehr flach gehalten und einen relativ niedrigen Rand besitzt. Schmauchspuren an der Außenseite weisen darauf hin, dass es mit Feuer in Berührung kam, also wahrscheinlich als Kochgerät gedient hat. In der Form sieht es einer modernen Pfanne nicht unähnlich. Eine weitere Eigenschaft ist es, dass diese Pfanne eine gelbliche Glasur besitzt, die aber nur im Inneren angebracht ist.

Das ist nicht ungewöhnlich, hilft uns aber bei der Datierung des Fundes. Im Grunde ist die Glasur von Ton bereits seid Jahrtausenden bekannt. Nach dem Untergang Roms gingen allerdings viele Techniken hierzu verloren.

Eine weiterer Aspekt ist, dass eine Glasur zwei Brennphasen benötigt, was die Herstellung verteuert. Dies führt dazu, dass wir in den älteren Bereichen der Burg Wersau kaum glasierte Tonware finden. Erst zum Ende des Mittelalters und der frühen Renaissance beginnt man Gefäße des Alltags zu glasieren. Und zwar zunächst von innen. Das hat den Vorteil, dass Flüssigkeiten nicht in den Ton einsickern und erhöht deren Lebensdauer.

Etwa ab dem 18. Jahrhundert können wir beobachten, das Tonware grundsätzlich glasiert wird, so wie wir das Heute kennen. Deshalb kennen nur wenige von uns den Effekt, der beim trinken aus einem unglasierten Tonbecher entsteht: Die Lippen bleiben gerne am Gefäß hängen, weil der Ton sofort die Flüssigkeit davon aufsaugt. Wie das die Trinkgewohnheiten früher beeinflusst hat ist uns leider nicht bekannt.

Die innere Glasur der kleinen Pfanne deutete also darauf hin, das diese während der Renaissance in Gebrauch gewesen sein dürfte, also etwa um das 16.Jahrhundert. Da sie auf dem Pflaster liegt sollte dieses also eher älter sein als die Pfanne und somit vor dem 17.Jahrhundert entstanden sein. Um das an dieser Stelle klar zu machen: Die kleine Pfanne allein beweist keineswegs, dass unser Pflaster älter als das 17.Jahrhundert ist. Es ist ein Indiz, ein Hinweis also. Erst in Zusammenhang mit weiteren Daten wird hieraus ein Gesamtbild. Die Umgebenden Mauern, das Pflaster selber und die Struktur des Gebäudes lassen uns schließen: Ja, das passt zusammen, wir sind hier in einer Schicht, die uns auf das 16 Jahrhundert verweisen. Einer Zeit als die Burg zum Schloss wurde und ein wichtiger Repräsentationsort der Grafen zum Rhein, dem Kurfürsten von Heidelberg und Reichstruchsess, einem der bedeutendsten Häuser im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Warum die Pfanne auf dem Pflaster zu liegen kam bleibt allerdings ungeklärt. Da sie verschüttet wurde, liegt es nahe, dass dies bei Bauarbeiten, etwa beim Umbauen der Umgebung passierte. Vielleicht hat ein Knecht sie nach seinem Mittagessen hier abgestellt und anschließend versehentlich zugeschüttet. Das verrät uns die Grabung leider nicht.