Eine Einfahrt

Manchmal kommt es anders als man denkt: Bei den Grabungen auf dem Burggelände sind wir eigentlich davon ausgegangen, dass im Grabungsbereich des Mühlengebäudes keine wesentlichen Funde mehr auftauchen würden. Nach einigen abschließenden Arbeiten erscheinen aber plötzlich ältere Strukturen, die an dieser Stelle gar nicht mehr erwartet wurden. So fielen uns vor einigen Wochen zwei markante Steine auf, die an der Außenmauer eines Gebäudeteils angebracht waren. Die Steine besitzen jeweils eine Wulst, den man früher oft verwendet hat, um Hausecken vor den Beschlägen einfahrender Kutschen zu schützen. Manchmal kann man solche Wülste oder Halbsäulen noch an älteren Häusern sehen, schließlich war das Problem bis ins 20. Jahrhundert durchaus gegeben.

Die Halbsäule, die sich nach oben fortsetzen kann oder auch konisch zuläuft, ist hier nur noch ebenerdig vorhanden und man könnte schließen, dass es sich hier lediglich um einen anderweitig verbauten Stein aus dem alten Schloss handelt. Allerdings tauchte ca. drei Meter weiter sein Pendant auf, die Halbsäule auf der anderen Seite einer Einfahrt. Damit war das kein Zufall mehr. Und tatsächlich tauchte dann auch noch hinter der “Einfahrt” ein Pflaster auf, das nun endgültig eine Hofeinfahrt kennzeichnet.

Später wurde die Einfahrt zugemauert und anderweitig verwendet (die im Bild sichtbare vordere Mauerung).
Diese Hofeinfahrt zeigt uns aller Wahrscheinlichkeit nach die frühe Neuzeit, also etwa das 16. Jahrhundert. Zu dieser Zeit müssen die entscheidenden Umbauten von der Burg zum Schloss passiert sein, die sehr aufwendig ausgefallen sein müssen.


Zur weiteren Datierung haben uns unsere freundlichen Vorfahren übrigens einen Hinweis hinterlassen: Unter einer Kalksinterschicht auf dem Pflaster liegen zwei Gefäße ineinander, die recht gut erhalten zu sein scheinen. Deren Bergung und Bestimmung lassen dann natürlich den Schluss zu, wie alt die Einfahrt mindestens sein muss.