Am Samstag wurde das Ende der Saison 2020 auf Burg Wersau eingeleitet. Trotz der, durch die Krise verursachten, Kürze des Jahres hat es zahlreiche Fortschritte gegeben. So wurden die Untersuchungen im Eingangsbereich der Anlage soweit fortgeführt, dass wir im kommenden Jahr daran gehen können diesen zu gestalten und dann endgültig zu einem Parkprogramm überzugehen.
Knapp 20 Bürger informierten sich über die Fortschritte der Grabungen und den Bestand der Anlage. In zwei Gruppen wurden sie am Samstag über das Gelände geführt.
Wie bereits berichtet hat sich durch die Untersuchungen herausgestellt, dass ein großer Teil des 2016 abgerissenen Gebäudes von 1896 auf deutlich älteren Mauern steht. Konsequenterweise werden diese nun erhalten und in das museale Konzept eingefügt. Die Planung sieht vor als nächstes den Eingangsbereich des Archäologie-Parks zu gestalten und einen Empfangsbereich zu errichten. Von dort soll eine Brücke in den Park führen. Bis dahin werden allerdings noch einige bereits erforschte Bereiche der Ausgrabung wieder zugeschüttet werden. Diese werden derzeit digital erfasst um sie auch später noch für Rekonstruktionen und den Besucher virtuell zur Verfügung zu stellen.
Auch kamen noch einige schöne Fundstücke zu Tage, wie der abgebildete Becher, einer der häufigeren Objekte, die sich in den weggeworfenen Alltagsgegenständen der Burgbewohner finden. Normalerweise findet man lediglich die Fußteile dieser Trinkgefäße oder einzelne Bruchstücke davon. Ein fast vollständiges Exemplar ist sehr selten. Der Becher ist nicht glasiert, was bis in die frühe Neuzeit für Massenware üblich war deren Verwendungszeit in adeliger Umgebung selten mehr als der eines Wegwerfproduktes entsprochen haben dürfte.
Wie uns Archäologe Justin Schmidt versicherte, handelte es sich hier um einen typischen “letzten Grabungstag”, bei dem wiederum zahlreich interessante Dinge zum Vorschein kamen, die eigentlich eine sofortige Untersuchung bedürften, nun aber auf die nächste Saison verschoben werden müssen. Für Archäologen gehört dies sozusagen zum Berufsmythos, auch wenn Mythen eigentlich nicht Sache der Wissenschaft sind.
Wie jedes Jahr wurde der Tag mit dem Einholen der Fahne bei Fanfarenklang beendet, bei dem die Fahne Reilingens im Eingangsbereich eingeholt wird. Diese wird im nächsten Jahr ersetzt, da sie über das Jahr doch gelitten hat, wie das Bürgermeister Weisbrod beim letzten Treffen mit Projektteilnehmern bereits bemerkt hat.