Wer in den letzten Wochen das Gelände der Burg Wersau an den Wochenenden besucht hat, der konnte ungewohnte Töne hören. Mit einem schweren Stemmhammer wurde da eine Mauer abgerissen. Und das in einem historischen Teil der alten Anlage? Warum das?
Bereits seit einigen Wochen arbeiten Spezialisten der Universität Heidelberg aus dem Fachbereich Kunstgeschichte an den alten Mauern. Sie können durch Untersuchungen des Mörtels feststellen wie alt die entsprechende Mauer tatsächlich ist.
Falls Sie die Burg einmal besucht haben, ist Ihnen sicher aufgefallen, dass unter der Grasnarbe auf dem Gelände jede Menge Mauern auftauchen, die nicht zu ein und demselben Gebäude gehören können, wohl aber im selben Areal liegen. Die Antwort liegt in der zeitlichen Abfolge. Im Laufe der Jahrhunderte wurden immer wieder Gebäude abgerissen und neue errichtet. Welches sind jetzt also die wirklich alten Mauern?
Das wusste bis vor kurzem eigentlich keiner. Zwar lässt sich das in einigen Fällen aus Form und Lage herleiten, aber in vielen anderen eben nicht. So wissen wir schon eine ganze Weile, dass die größte erhaltene Mauer im Zentrum, der Ruine zu der alten Mühle gehört, da dort eindeutig noch die Löcher für die Mühlradachse zu erkennen sind. Auch haben wir unter dem alten Gebäude von 1869 die Grundmauern eines quadratischen Turmes gefunden, der eindeutig dem Mittelalter zugeordnet werden kann. Darüber hinaus ist viele aber noch unklar.
Deshalb jetzt also die Untersuchung des Mörtels, der eine Aussage darüber zulässt, zum welcher Zeit dieser verwendet wurde. Und überraschendes kam zu Tage: Die Grundmauern des erst 2016 abgerissenen Gebäudes von 1869 sind tatsächlich deutlich älter als gedacht. Das erklärt auch einen anderen Fund aus dem Jahre 2016, nämlich der Grundstein, der an der Ecke des Hauses zu ebener Erde Gefunden wurde und eine Zeitkapsel enthielt. Darüber haben wir schon damals berichtet. Nun erklärt sich warum der Grundstein auf die Kellermauern gesetzt wurde: Diese waren bei Baubeginn bereits vorhanden.
Weiter wurde festgestellt, dass eine der alten Kellermauern gar nicht zu dieser deutlich älteren Mauer gehört, aber den weiteren Forschungen im Wege liegt. Deshalb kurzerhand der Beschluss: Die Mauer muss weg.
Das also ist der Grund, warum die letzten Wochen Abbruchgeräusche auf dem Gelände zu hören waren.