Der Ofen

Zu Pfingsten 2023 sollte es also so weit sein. Auf dem Gelände der ehemaligen Burg Wersau und damit dem zukünftigen Archäologie-Park in Reilingen sollte ein Ofen entstehen. Nicht nur irgend ein Ofen, sondern einer, wie er zu früheren Zeiten üblich war – zu sehr viel früheren. Das ganze ist zum Teil experimentelle Archäologie und trägt zu den Inhalten des geplanten Parks bei. Natürlich sind wir nicht die Ersten, die auf die Idee kommen einen Ofen zu bauen. Tatsächlich gibt es in Reilingen bereits einen öffentlichen Ofen, der vor einigen Jahren errichtet wurde.

Aber was geht über die Erfahrung mit den eigenen Händen und mit dem Originalen Baumaterial selbst einen Ofen zu errichten?

Es handelt sich um einen sogenannten Einkammer Lehmofen. Die Konstruktion ist denkbar simpel: In einer kuppelförmigen Konstruktion wird der Lehm in mehreren Schichten aufgebaut und in einer einzigen Kammer findet alles statt. Das anfeuern und das backen.

Bereits im letzten Jahr hatten wir ein Fundament aus Ziegeln angelegt und in diesem Frühjahr ein Dach errichtet. Denn ein Lehmofen mag kein Wasser. Selbst wenn der Ofen von innen gebrannt sein wird, bleiben seine äußeren Schichten aus ungebranntem Lehm. Und der löst sich bei Starkregen schnell wieder in seine Bestandteile auf.

Übrigens eine der ersten Erkenntnisse: Lehm ist nicht nur ein immer beliebteres Baumaterial, sondern hat auch noch andere Vorteile. Solange die Tonanteile nicht gebrannt sind kann man das Material jederzeit wieder zu Baumaterial machen.

Dafür wird der Lehm mit Wasser vermengt und dann am besten mit den Füßen gestampft. Das hat sich schon in früheren Generationen als die Effizienteste Methode erwiesen und so bleiben wir dabei.

Auf das Fundament mit den Ziegelsteinen wurde eine Lehmplatte aufgebracht, die für einen glatten Untergrund sorgen soll. Dann wurden aus dem gestampften Lehm Kugeln geformt aus denen der kreisrunde Ofen entstand.

Natürlich stellt sich hier die Frage, wie die Wölbung während des Baus in Form gehalten werden soll. Hierzu kann man einen Sandhaufen mit der richtigen Grundform errichten oder auf eine Armierung aus Weidenzweigen zurückgreifen. Da wir aber auch einen alten Korb zur Verfügung hatten, wählten wir diesen als Stütze für die Form. Jetzt wurde auf dem Korb die restlichen Kugeln angebracht.

Der Korb muss im Ofen verbleiben und wird bei der ersten Befeuerung verbrennen, denn anheben und herausnehmen wird nicht möglich sein.

So entsteht nun langsam die innerste Wand des Ofens. Nach der ersten Schicht werden die Kugeln mit Lehm verputzt.

Nach dieser Arbeit durfte unser Ofen erst einmal 24 Stunden ruhen. Denn der Lehm soll zumindest die Gelegenheit haben anzutrocken. Danach bekam er eine Schicht mit Lehm verschmiertem Stroh zur Isolierung. Denn da wir nur eine Kammer zur Verfügung haben, müssen wir nach dem Aufheizen das Feuer aus der Kammer räumen und den Ofen verschließen. Damit er möglichst lange seine Wärme halten wird ist diese Isolierung notwendig.

Nach der Isolierung kommt dann wieder eine Schicht Ton. Nachdem diese letzte Schicht zu zwei Dritteln fertig war, waren allerdings auch schon die Feiertage vorbei. Macht nichts. Denn für das Anfeuern werden wir noch einige Wochen warten müssen. Der Ofen muss erst wirklich trocknen, dann kann langsam mit der Befeuerung begonnen werden.

Danach werden wir uns noch um die Ofenklappe kümmern müssen. Da der Ofen keinen Kamin besitzt funktioniert die gesamte Belüftung über den Ofeneingang. Hierfür ist es erforderlich eine relativ großen Eingang zu Formen. In der entsprechenden Literatur wird als Faustformel 60% der Gesamthöhe empfohlen. Während dem backen wird es aber notwendig diese Öffnung natürlich möglichst geschlossen zu halten, was eine relativ große Tür erfordert. In unserer Zeit wäre diese Tür natürlich aus Eisen. Im Mittelalter sicher nicht. Denn Eisen war zu diesen Zeiten ein durchaus teures Material, das man sicher nicht großflächig für Türen verschwendete.

Das naheliegendste Material ist zwar Holz, bei den Temperaturen von mehreren hundert Grad kann das allerdings brenzlig werden. Also empfehlen Experten die Tür vor dem Einsatz ausgiebig zu wässern. Wie das funktioniert werden wir dann sehen.

So, und jetzt darf unser Ofen erst einmal trocken.