Mauern der ehemaligen Schlossmühle fallen

Quelle: Reilinger Nachrichten, Foto: Werner Klefenz

Über 100 Jahre altes, baufälliges Gebäude macht Platz für einen Neubau

Am 03. September ist es soweit. Die Räumbagger der Eppelheimer Firma Orth Recycling GmbH rücken an und tragen die mittlerweile baufälligen Mauern der vor mehr als einem Jahrhundert errichteten ehemaligen Schlossmühle einschließlich Kellergewölbe ab. Die ersten Arbeiten beschränken sich auf das Gebäudeinnere. Bodenbeläge, Haustechnik, Heizungsrohre und Öltank sind zunächst fachgerecht zu entsorgen, bevor die Außenhülle angegangen wird. Auf rund 116.000 Euro ist die Demontage des Komplexes veranschlagt, die vom Regierungspräsidium, Referat Denkmalschutz eng begleitet wird. Das Geld dazu kommt bis auf den der Gemeinde verbleibenden Komplementäranteil aus dem Fördertopf der Ortskernsanierung „Reilingen II“.

Eingebettet in ein landschaftlich reizvolles Gelände, befindet sich am südöstlichen Randbereich der Gemeinde das Areal der ehemaligen Burg Wersau. Es ist für viele Reilinger identifikationsstiftend und, als Übergabeort der Genehmigungsurkunde von Papst Urban VI zur Einrichtung der Universität Heidelberg an Kurfürst Ruprecht, ein historisch zentral verankertes Alleinstellungsmerkmal für Reilingen. Seit 2007 befindet sich das Gelände in Gemeindeeigentum.

Von der früheren, vermutlich um 1200 oder im frühen 13. Jahrhundert erbauten Burg Wersau ist oberhalb der Grasnarbe nichts mehr zu sehen. Im Erdreich dagegen wird der Arbeitskreis Burg Wersau seit Jahren immer wieder fündig. Seien es Teile des früheren Burggrabens, die Ringmauer, Brückenpfeiler bis hin von zum Teil hoch qualitativen Funden aus der Hofhaltung. Auf ältere Besiedlung unter der Burg oder in der Nähe weisen Scherben aus der späten Jungsteinzeit oder der frühen Bronzezeit (3./frühes 2. Jahrhundert vor Christus) und der römischen Zeit hin.
Das einzige noch sichtbare Gebäude ist die zwischen 1868 und 1911 errichtete und 1951 aufgegebene ehemalige Mühle, deren Keller aber vermutlich deutlich älteren Ursprungs sind. Das Mauerwerk des seit Jahren leerstehenden Gebäudes leidet unter einem gesunkenen Grundwasserspiegel. Die seither im Grundwasser konservierten Fundamentroste und Pfahlgründungen aus Holz zerfallen zunehmend. Die Folge sind armdicke Mauerrisse und eine Instabilität der Gebäudemauern.

Foto: Werner Klefenz

Nach langen und intensiven Diskussionen hat sich der Gemeinderat unlängst für die Option entschieden, das Gebäude an einen Investor, den Reilinger Börsenspezialisten Dirk Müller, zur Neubebauung zu veräußern. Er ist ein Bauherr mit vielen kreativen Ideen für eine künftige Nutzung, der ganz im Sinne der Gemeinde zugleich sicherstellt, dass die archäologischen Grabungen fortgesetzt werden können.

Für das Grundstück im Außenbereich muss allerdings zunächst noch ein gültiges Planungsrecht geschaffen werden. Ein solches lässt sich aber nicht von heute auf morgen realisieren. Damit keine Fördermittel aus dem zum Jahresende auslaufenden Sanierungsprogramm verloren gehen, hat sich die Gemeinde dazu entschlossen, das Mühlengebäude noch in diesem Jahr abreißen zu lassen.
„Der etwa vier Wochen beanspruchende Abbruch der Gebäudesubstanz wird mit Rücksicht auf mögliche historische Bodenfunde mit größter Vorsicht erfolgen“, versichert Architekt Eberhard Vögele, dem die technische Oberleitung der Abbrucharbeiten übertragen wurde. Der Bauschutt werde mit Kipplader vorzugsweise über den Burgweg, soweit erforderlich aber auch über den Mühl-, Fröschau-, Akazienweg abtransportiert und auf einer Deponie fachgerecht entsorgt.

Noch verwertbare Sand- und Mauersteine sowie historische Türgewänder und Holzbalken sollen dagegen auf dem Gelände für eine etwaige Wiederverwertung zwischengelagert werden.

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