Rückblick auf ein ereignis- und arbeitsreiches Jahr auf der Burg Wersau Reilingen

Die Burg ist größer als wir dachten...

Eines der Ergebnisse aus diesem Jahr ist, dass sich herauskristallisiert hat, dass die Burg Wersau tatsächlich deutlich größer war als bisher bekannt. Die Grabungen der Universität Heidelberg im Jahre 2012 zielten darauf ab im Kernbereich der Burg deren mittelalterlichen Ursprung zu ergründen. Bereits vorher waren bekanntlich durch geophysikalische Untersuchungen viele der Mauern unter der Grasnarbe entdeckt worden und die Lage der größten Gebäude übereinstimmend mit einem Plan von 1690 zu geordnet worden.

Enttäuschung machte sich breit, als durch die Grabung nur noch Pfostenlöcher der einstigen hölzernen Fundamentverankerungen gefunden werden konnten. Damals ging man davon aus, dass die Kernburg den Stand der Gebäude im Hochmittelalter, also im 13. Jahrhundert darstellt, da dies dem allgemeinen Bild einer Niederungsburg zu dieser Zeit entsprach. Die zusätzlichen Gebäude wurden damals für Erweiterungen im Laufe der Zeit gehalten, welche dann in der frühen Neuzeit die Burg zum Schloss und zum Repräsentationsort der Kurfürsten aus Heidelberg machten.

Das größte noch vorhandene Gebäude auf dem Grundstück, erbaut 1869, verfiel zusehends und musste im Jahr 2014 abgerissen werden. Was darunter zum Vorschein kam setzte sich nur langsam in den Köpfen aller Beteiligten zu einem neuen Bild zusammen. Vor den Grundmauern des alten Gebäudes kam nämlich eine solide Wehrmauer zum Vorschein und direkt darunter die Fundamente eines Turms, der eindeutig ins Mittelalter datiert. Das konnte zweifelsfrei durch die Untersuchung verwendeter Hölzer festgestellt werden, die bis ins frühe 13. Jahrhundert datierten.

Die Überraschung daran ist die Tatsache wie weit dieser Turm vor der erwarteten alten Burg liegt. Die Hauptburg war ein ovales Gebäude mit einem maximalen Durchmesser von etwa 50 Metern. Sie wurde umgeben von einem Burggraben, der eine breite von 10 bis 15 Metern hatte. Der neu entdeckte Turm und die Wehrmauer lagen aber fast 60 Meter nördlich von dem, was man bisher für die komplette Burg gehalten hatte!

Das allein vergrößert das Gelände der mittelalterlichen Burg um das Doppelte. Aber damit nicht genug. Wie uns Nachbarn berichteten, sind bei Umbauarbeiten in den 90er Jahren ebenfalls sehr dicke Mauern von mindestens 1 Meter Dicke aufgetaucht (die danach leider verfallen sind). Das legt den Schluss nahe, dass es sich hier ebenfalls um die alte Wehrmauer handeln könnte. Die hätte dann allerdings in einer Entfernung von ungefähr 70 Metern in östlicher Richtung des Turms gelegen und damit nochmal 70 Meter von der Kernburg. Was dann die Fläche der Burg bereits im Mittelalter auf das Dreifache der ursprünglichen Vermutung anwachsen lässt.

Veranstaltungen auf dem Grabungsgelände

Trotz erneuter Einschränkungen durch die Pandemie konnte die Grabungssaison mit leichter Verspätung fast normal durchgeführt werden und eine Reihe von Befunden im Bereich des Burgeinganges freigelegt werden. Hier traten die bereits erwähnten Erkenntnisse zu Tage.

Auch die wöchentlichen Führungen konnten wieder durchgeführt werden und sollen auch im kommenden Jahr 2022 regelmäßig an den Samstagen während der Saison um 14:00 Uhr stattfinden.

Am 12. September war es uns möglich im Rahmen des bundesweiten “Tag des offenen Denkmals” mehr als 400 Besucher zu begrüßen. Stündliche Führungen, der Verkauf von Kaffee und Kuchen, sowie eine Mittelaltergruppe, die auf dem Gelände im Zeltlager kampierte und das Leben im 13. Jahrhundert zeigte, waren die Attraktionen des Tages. Erstmals wurde auch mit dem Wersauer Hof kooperiert, der an dem Tag seinen Biergarten geöffnet hatte.

Fernsehen auf der Burg

Bereits am 8. Mai besuchte uns der SWR und drehte einen Beitrag für die bekannte Sendung “Kaffee oder Tee”. Daraus entstanden zwei Fassungen von 5 beziehungsweise 11 Minuten, die im Juni und im September ausgestrahlt wurden. Der Beitrag ist weiterhin in der ARD Mediathek zu finden oder auf der Webseite der Burg Wersau.

Grünes Klassenzimmer

Das Grüne Klassenzimmer wurde neu strukturiert und eine Fläche dafür neu angelegt. Hier sollen ab dem Jahr 2022 wieder Schulklassen eine Einführung in die Archäologie erhalten. Das Geländestück besteht aus einem eingeebneten Hügel mit artefakthaltigem Abraum, den wir in der Vergangenheit nicht näher untersuchen konnten. Schüler können hier in das Graben eingeführt werden sowie echte Funde machen und dokumentieren.

Kooperation mit dem Reilinger Gemeinderat

Am 18. Oktober hatte der neue Sprecher des Arbeitskreises Burg Wersau die Gelegenheit das Projekt und die Planung des Archäologie-Parks Burg Wersau dem Gemeinderat der Gemeinde Reilingen in dessen Sitzung vorzustellen. Hierbei wurde dargelegt, wie das Programm für den Park aussehen könnte und was dieser für die Gemeinde bringen kann.

Gegen Ende der Saison, am 30. Oktober besuchten uns die Gemeinderäte auf dem Gelände der Burg und ließen sich den Stand der Forschung und den Stand der Planung für den Archäologie Park erläutern. Naturgemäß sind für den Gemeinderat die hier entstehenden Kosten von besonderem Interesse, hierzu gibt es erste Beiträge in Form von architektonischer Planung.

Was absolute Voraussetzung für einen öffentlichen Park mit Angeboten zur Erholung und Bildung ist, sind aber als allererstes die notwendige Infrastruktur um dies anbieten zu können. Dazu zählen solche Dinge wie Toiletten und einen überdachten Start- und Sammelbereich für Besucher, sowie die Möglichkeit Materialien abschließbar zu halten.

Planungen für eine erfolgreiche Zukunft

Im kommenden Jahr 2022 soll es natürlich zügig weitergehen. Wir hoffen, dass sich die Gemeinde bald dafür entscheidet den ersten Schritt für den Archäologiepark zu tun und für die notwendige Infrastruktur sorgt. Aber natürlich legen wir die Hände nicht in den Schoß. Bereits im Februar ist ein Workshop geplant, bei dem der weitere Ausbau des Archäologieparks besprochen werden soll.

Bitte um Spenden

Derzeit sind wir ganz besonders auf Spenden angewiesen, wer unsere Ausgrabungsarbeiten finanziell unterstützen möchte, kann dies besonders einfach über unsere neu eingerichtete Spendenplattform tun. Näheres unter https://burg-wersau.de