Vor der Winterpause kam Anfang November nochmals ein Bagger auf dem Gelände der ehemaligen Burg Wersau zum Einsatz. Im Zuge der aufwendigen archäologischen Untersuchungen wurden letzte Abrissmaßnahmen im Kellerbereich der Wersauer Schlossmühle vorgenommen. Ziel war es vor allem, die „moderneren“ Mauerfundamente der Aus-und Anbaumaßnahmen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert (1869, 1911) zu entfernen. Damit konnten die schon im Vorjahr begonnenen Abrissarbeiten beendet werden. Zugleich war es mit dieser Aktion möglich, einen Überblick darüber zu gewinnen, ob noch weitere ehemalige Gebäudeteile auf historischen Fundamenten ruhen. Für die Archäologen war dies von besonderer Bedeutung. Schließlich war bei den Ausgrabungen im Jahresverlauf festgestellt worden, dass sich direkt unter den Mauern der Mühle die Gebäudefundamente der ehemaligen Tortürme und die Burgmauer der ältesten Burgphase des 13. und 14. Jahrhundert befinden.
Fundamente der Burg entdeckt
Unter Aufsicht des Ausgrabungsleiters Justin Schmidt wurden die Kellerfundamente der Mühle sorgsam von der 13 Tonnen schweren Maschine des Abrissunternehmens und mit zentimetergenauer Präzision Stein für Stein abgetragen. Belohnt wurde das aufwändige Vorgehen nicht nur durch die Entdeckung neuer Fundamentbereiche der Burg, sondern auch durch die Bergung des Gründungsteines der Familie Zahn von 1869. Darin wurde eine mit Glas und Mörtel verschlossene Einlassung mit einem luftdichtversiegelten Metallbehälter entdeckt.
Urkunden und Münzen aus dem 18. Jahrhundert
Mit größter Vorsicht wurde die Versiegelung entfernt. Der Metallbehälter enthielt eine große Rolle mit handgeschriebenen Papieren (vermutlich die Gründungsurkunden und Grundrisspläne), sowie eine Reihe von Münzen aus der Zeit zwischen 1830 und 1866. Die durch die Zeit fragil gewordenen Zeitdokumente wurden in die Werkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege nach Esslingen gebracht, um dort fachgerecht restauriert und untersucht zu werden.
„Das ist ein spektakulärer Fund“, freute sich Oberkonservator Dr. Folke Damminger vom Regierungspräsidium Stuttgart. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Burg Wersau“ der Freunde Reilinger Geschichte bei der spannenden Aktion dabei zu sein. (JD/JS)
Fotos: Gemeinde(1), Justin Schmidt (2)